PROLOG
Bild vom ersten Teil
Religion ist
eine Sache aus der ich mein ganzes Leben nicht schlau geworden bin, aber ich
habe erkannt, dass wenn man es schon nicht versteht - dann sollte man zumindest
so tun als ob.
Tagebuch
des Königs des geheiligten Imperiums
Frederick saß vor einem Stück Pergament,
mit verzierten Buchstaben schrieb er eine Liste von Namen darauf. Sein Amulett
welches einen Mond mit einem Blutstropfen aus rotem Stein zeige, pendelte sanft
vor seiner Brust hin und her. 3 Tage saß er nun schon in dieser kleinen Kammer,
und das einzige Licht dass er besaß, war eine kleine Bienenwachskerze. Der Ruß
hatte sich mittlerweile in der gesamten Raumluft verteilt, sein Atem ging
schwer, aber seine Aufgabe war einfach zu wichtig um sie zu unterbrechen. Das Reinigungsritual
würde in 3 Wochen stattfinden, bis dahin war noch einiges zu tun. Frederick
legte seinen Federkiel zur Seite, auf dessen Spitze sah man noch die Reste der
Tinte. Er wischte sich mit der Hand über seine verschwitze Stirn und stöhnte
leise. Gestern waren die ersten gekommen. Die ersten Jungfrauen die für das
Reinigungsritual gebraucht wurden. Momentan waren es noch Sklaven, die aus den
Fürstentümern entführt worden waren, aber bald, bald würden sie sich freiwillig
melden um in aller Öffentlichkeit gereinigt zu werden. Langsam schloss
Frederick die Augen. In seiner Vorstellung war das Ritual wunderschön. Die
Frauen wurden erhoben, und die Reinheit die in ihrem jungfräulichen Körper
einen Ausdruck fand, wurde von allen verehrt. Er wusste nicht viel über das
Ritual selber, aber er war sich sicher, dass der Prophet, dessen Kirche er
beigetreten war, zufrieden sein würde.
Christina wurde, nicht gerade sehr
höflich, von einem Wärter in eine Zelle gestoßen. Das Licht das in die Zelle
strömte war eher bescheiden, und sie konnte kaum etwas erkennen. Am Boden lagen
irgendwelche weißen länglichen Gegenstände, aber sie wagte nicht sie zu
berühren. Der Wächter stand weiterhin bei der Zellentür und grinste sie
bösartig an. >>Mach es dir nicht zu bequem, du wirst nicht lange hier
bleiben.<< waren seine Worte, dann begann er schallend zu lachen, und
humpelte davon. Christina blieb ruhig am Boden sitzen. Ihre Tränen, die langsam
von ihren Wangen tropften, hallten in der kleinen Zelle wider, wenn sie auf dem
harten Boden aufschlugen. Was war nur
geschehen? Sie war heute Morgen aufgewacht, ein Mann mit einem Schwert,
dessen Spitze blutig war, hatte sich über sie gebeugt, und aus dem Bett
gezehrt. Danach war sie lange unterwegs gewesen. Als sie hier eintraf, war die
Nacht bereits hereingebrochen. Keiner hatte ein Wort zu ihr gesagt, keiner
hatte sie auch nur angesehen. Selbst ihre Eltern, nach denen sie gerufen hatte
bis ihre Stimme versagte, hatten sich nicht gemeldet. Was war nur geschehen? Sie fühlte sich einsam, verlassen und
alleine. Sie hatte das nicht verdient. Sie hatte niemanden etwas getan. Voller
Wut schlug sie mit der Faust auf den harten Boden. Der Schmerz durchströmte
ihre Hand und mit dem Schmerz wurde sie aus der Verzweiflung gezogen, ein
kleiner Funke Hoffnung überkam sie, und ihre Tränen versiegten langsam.
Braunbart saß in seinem Thronsaal. Seit
Aria bei ihm gewesen war, und von ihrer Quest erzählt hatte, dachte Braunbart
nur mehr darüber nach was sie tun konnten. Umso länger er darüber nachdachte
was er zu tun hatte, umso klarer wurde ihm seine Aufgabe. Er war zwar der
unumstrittene König der Zwerge, das Geburtsrecht hatte ihm diesen Posten
verliehen, aber dennoch gab es eine zweite, alte und geheime Macht. Und mit
diesen Zwergen musste er ein Treffen abhalten, denn sie hatten die Weisheit die
Braunbart in solch schweren Zeiten benötigte. Langsam erhob er sich von seinem
Thron, nahm seine gewaltige Streitaxt aus schwarzem Stahl ,er hängte sie über
seine Schulter. Als er den aus massivem Stein geschlagenen Thronsaal
durchschritt, hallten seine Schritte lauter wider, als er es in Erinnerung
hatte. Die riesigen Steinstatuen die auf beiden Seiten des Saals aufgestellt
waren, wirkten bedrohlicher als jemals zuvor, und er hatte das Gefühl dass die
Augen der Statuen ihm folgen. Mit jedem Schritt wurde er nervöser und
ängstlicher. EIN ZWERG HAT KEINE ANGST, sagte er sich immer wieder in seinem
Geiste vor, doch es half nichts. Seine Knie wurden weich und nur mit großer
Anstrengung konnte er weitergehen. Er würde gut einen Tag brauchen um den
Versammlungsort zu erreichen, und dann würde es noch dauern, bis sie ihn
vielleicht erhörten, vielleicht auch nicht.
Catharina lag ihn ihrem Bett. Sie hatte
zauberhaft geschlafen, und sie lag immer noch in den Armen von Magnalus, so als
ob er sie nie mehr hergeben würde. Sie fühlte sich wohl, behütet und beschützt,
während sie seinen sanften Atemzügen lauschte. Sie hatten sich geküsst, und
daraus war in kürzester Zeit mehr gefolgt. Langsam erhob sie sich, bedacht
darauf Magnalus nicht zu wecken. In ihrem Schlafkleid ging sie leise aus dem
Raum. Die Tür war aus schwerem Holz gefertigt und dennoch schwang sie ohne
große Probleme auf. Die Orks waren nicht so schlechte Baumeister wie man
allgemein dachte, schoss es ihr durch den Kopf, aber wenn sie an alles dachte
was sie so gelernt hatte, hatte sich einiges bereits als falsch erwiesen. Die
kühle Morgenluft erfrischte sie, und sie stieg barfüßig in den Schlamm der den
Boden des Lagers bildete. Als sie die Brüstung erreichte, stieg sie die Leiter,
welche aus Birken Holz gefertigt war, hinauf und war überrascht Grim vor sich
zu sehen. >>Auch schon wach?<< fragte sie ihn. Er antwortete nicht,
und starrte nur weiter auf die große Wiese die vor dem Lager lag. Sie trat auf
ihn zu, >>konntest du nicht schlafen?<< Grim zuckte kurz zusammen,
als sei er aus einem Traum geweckt worden. >>Nein<< war die knappe
Antwort. >>Was geht dir durch den Kopf?<< Grim schüttelte den Kopf
>>Vieles<<. Catharina verzog leicht ihren Mund, sie war es gewohnt dass
die Orks nicht gerne redeten, aber Grim war in letzter Zeit allgemein sehr
verschwiegen gewesen. Sie legte ihre Hand auf seine Schulter. >>Du kannst
es mir sagen, es tut gut mit jemanden darüber zu sprechen.<< Grim
schüttelte erneut den Kopf, dann streifte er ihre Hand von seiner Schulter und
ging langsam auf die Leiter zu. Sein Blick streifte kurz Catharina, und darin
lag eine tiefe, alte und noch nicht ganz verschwundene Trauer. Catherina
fröstelte es. Zu gerne würde sie wissen, was in Grims Gedanken vorging, aber
sie sah keine Möglichkeit es zu erfahren. Der frische Morgenwind, streifte über
sie, und sie konnte spüren wie sich ihre Nacken-Härchen aufrichteten. Sie
lehnte sich an die Brüstung und betrachtete das Schlachtfeld dahinter. Das Blut
der Gestorbenen hatte dunkle Flecken auf der einst reinen Wiese hinterlassen.
In ihren Gedanken tauchten immer wieder die Bilder der Schlachten auf, die sie
hier geschlagen hatten. Sie waren grausam gewesen, und in ihrem Kopf hörte sie
den Ton den es machte, wenn Stahl zur Fleisch schnitt. Die Verluste der
Menschen waren hoch, auf beiden Seiten, aber die Orks kämpften wie Tiere, und
jeder Ork kämpfte für 3 wenn nicht 4 Menschen. Es gab noch Hoffnung. Dann
erschien die Gestalt des schwarzen Ritters vor ihrem inneren Auge, und sie
fröstelte. Diese dunkle Gestalt, die einfach so hinter dem Schlachtfeld stand,
und die Schlacht betrachtete. Meisten spürte sie seine Blicke, die auf ihr
ruhten. Sie wusste nicht wer er war, aber er machte ihr Angst.
Catharina zuckte zusammen, als sich die
Hand von Magnalus auf ihre Schulter legte. >>Wie geht es dir?<<
fragte er zärtlich. Sie drehte sich zu ihm um, und blickte tief in seine Augen.
>>Ich habe Angst.<< war das einzige dass sie momentan sagen konnte.
Magnalus’s Augen weiteten sich vor Sorge, dann trat er vollends an sie heran,
und schloss sie in seine Arme. >>Wir haben alle Angst.<< sagte er
in ihr Ohr, >>aber ich werde für dich da sein, egal was auch geschehen
mag.<< >>Danke.<< hauchte Catharina zurück.
Aria saß in ihrem kleinen Zimmer, in dem
kleinen Turm den sie erst vor kurzer Zeit betreten hatte. Sie versuchte sich
gerade vergeblich auf das Buch, das Martev ihr gegeben hatte, zu konzentrieren,
aber ihr Kopf war zu sehr gefüllt von Dingen die sie nicht begreifen konnte. In
letzter Zeit waren so viele Veränderungen vollzogen worden, dass sie selber
damit noch nicht richtig klar kam. Martev verstand das irgendwie, und ließ ihr
daher immer etwas Freizeit, damit sie ihren Gedanken nachgehen konnte. Obwohl
sie erst kurz hier war, war die Beziehung zu Martev schon stärker als die
Beziehung zu ihrem Vater. Martev war zwar ein eher ruhiger Mensch, und man
merkte ihm an, dass er nicht gerne sprach, aber er zeigte doch immer wieder
Verständnis wenn sie eine Frage hatte, oder einfach nur mal sprechen wollte.
Das Buch allerdings, das Buch fand sie langweilig. Es war ihr klar dass sie es
lesen musste, oder besser sollte, aber es war in einer solch komplizierten
Sprache geschrieben, dass sie viele Absätze bereits 3 oder 4mal gelesen hatte,
ohne es auch nur einmal zu verstehen.
Aria stand von dem kleinen Schemel auf,
auf dem sie saß, und ging auf das, mit Kristallglas, gefülltem Fenster zu. Sie
überblickte beinahe die gesamte Insel, wenn sie aus diesem Fenster sah. Es gab
nur wenige Bäume, und auch das Gras wirkte nicht mehr sonderlich frisch. Martev
schien keine Zeit zu haben sich um die Pflanzen und Tiere zu kümmern die auf
dieser Insel umherliefen. Sie würde in bei nächster Gelegenheit fragen ob sie
das übernehmen durfte. Sie würde zumindest einen kleinen Garten anlegen.
Martev stand im Keller des Turmes, und war
gerade dabei die letzten Zeichen für seinen Zauber auf den Boden zu malen. Als
langsam ein kleiner Feuerring entstand. Martev stoppte seine Arbeit, und
betrachtete amüsiert, wie der Ring sich langsam schloss, dann erschien er. Der
Dämonen-Lord, und blickte Martev an. >>Ich wollte gerade zu dir kommen.<< sagte Martev mit
locker klingender Stimme. >>Ich weiß, alter Mann.<< >>Also,
was verschafft mir die Ehre deines Besuchs.<< Der Dämonen-Lord trat aus
seinem Feuerring, und betrachte interessiert die Zeichnung die Martev auf dem
Boden gemacht hatte. Dann begann er schallend zu lachen. >>Du verwendest
immer noch die alten Zauber. Hast du keine Lust dich weiterzubilden?<<
Martev blickte den Dämonen-Lord an, >>Ich habe keine Lust, so zu werden
wie tu. Die alten Zauber rauben einem nicht die Seele.<< Die Augen des Dämonen-Lords verengten sich zu
Schlitzen. >>Es ist kein Unterschied, ich oder du zu sein. Dass du dem
Guten dienst, ist genauso unwichtig, wie wenn ich dem Bösen diene. Unsere Taten
entscheiden – Bruder.<< sagte er
in einem scharfen Ton. Martev zuckte kurz zusammen. Der Dämonen-Lord hatte ihn
schon lange nicht mehr Bruder genannt. >>Was willst du nun?<<
fragte Martev, seine Stimme wirkte kälter.
>>Muss es immer einen Grund geben, wenn ich meine Verwandtschaft
besuchen will? Aber sag mir, warum wolltest du zu mir?<< gab der
Dämon-Lord gehässig von sich. >>Ich wollte dir lediglich sagen, dass
deine Zeit kommen wird, und ich das Gleichgewicht wieder herstellen
werde.<< >>Das Gleichgewicht,<< der Dämonen-Lord lachte
schallend auf, >>welches Gleichgewicht meinst du? Das der Welt, das der
Menschen, das der Elfen oder gar das der Orks, und ja – nur nicht das
Gleichgewicht der Zwerge vergessen, und der Tiere, und der Bäume.<< Der
Dämon-Lord schüttelte den Kopf. >>Martev, deine Anhänglichkeit an die
alten Religion und Überlieferungen erstaunt mich immer wieder. Du könntest so
viel Kraft und Macht besitzen, und trotzdem unterwirfst du dich dem Wohl der
ganzen Völker dieser Welt. Und versuchst sie zu retten. Aber in Wahrheit kannst
du das nicht.<< >>Wie meinst du das?<< >>Es wird nie
Frieden geben, niemals. Solange wir schon über diese Welt wachen, haben die
Menschen gegen die Orks gekämpft, die Elfen gegen die Orks, die Menschen gegen
die Menschen, die Menschen gegen die Zwerge. Es war immer Krieg und Leid. Kaum
ein Jahr verging, ohne das tausende Menschen ihr Leben ließen. Und
wofür?<< Martev zuckte die Achseln. >>Für noch mehr Reichtum, noch
mehr Macht. Und es spielte keine Rolle, wer diese Macht haben wollte. Sie zogen
für ihre Fürsten, Könige und Kaiser in den krieg, aber auch wenn die Kirche
rief, schnallten sie ihre Schwerter um, und rannten mit Eifer und Kampfeslust
in das Gefecht. Die Menschen können nicht gerettet werden. Sie können sich nur
selber retten. Du kannst nur verhindern, dass ich sie vernichte. Aber sie
werden kurze Zeit später, wieder sich selber vernichten. Das war schon immer
so, und es wird auch so bleiben.<< Martev schluckte, wie lange hatte er
geschlafen, was hatte er nur alles versäumt, dann fand er endlich seine Stimme
wieder >>Ich glaube, dass sich selbst die Menschen ändern können.<<
>>Glaube, pah! Aber wie du willst, versuche dein Glück. Wir können gerne
einen Deal machen. Wie lange brauchst du um die Menschen zu ändern?<<
Martev blickte den Dämonen-Lord fragen an. >>Martev, << der
Dämon-Lord legte sanft die Hand auf seine Schulter. >>wir beide sind
eins. Wir sind das Licht und die Dunkelheit, wir gehören zusammen, so wie alles
sein Gegenstück hat. Aber das bedeutet nicht, dass wir uns gegenseitig nicht
helfen dürfen. Also, sag mir Martev, wie lange brauchst du, um die Menschen zu
einen und einzusehen, dass die Menschen sich nicht verändern werden.<< >>10
Jahre<< sagte Martev, ohne wirklich darüber nachzudenken, heraus.
>>Gut, ich werde meine Truppen im alten Königreich sammeln. Du bekommst
10 Jahre. Aber wenn du es nicht schaffst, werden in genau 10 Jahren, deine
Soldaten auf dem Feld der Ehre gegen die meinigen Kämpfen.<< Martev
nickte, in seiner Magengegend machte sich ein unheimliches Druckgefühl breit. Der Dämonen-Lord trat langsam wieder in den
Feuerkreis, und seine Gestalt begann zu verblassen. Martev blieb zurück. Was
hatte er nur getan…